Bläsersound, nicht immer zackig
Die Bläserphilharmonie Regensburg spielte im Antoniushaus zum Fasching auf.
REGENSBURG, Ulrich Alberts. Wer meint, dass Märsche stets zackig klingen müssen, wurde beim Faschingskonzert der Bläserphilharmonie Regensburg im nahezu voll besetzten Antoniushaus eines Besseren belehrt. Die Zuhörer genossen weitgehend gezügelten Bläsersound.
Dieser reichte von Gordon Jacobs "The Earl of Oxford’s March", welcher eine durchaus gelungene Bearbeitung eines Marsches aus der Feder des Renaissancekomponisten William Byrd darstellt, bis zur marschtauglichen Titelmelodie der US-Fernsehserie "Police Academy" durch Robert Folk. Bei der Wiedergabe des "Yorckscher Marsches" von Beethoven erinnerten sich einige Musikfreunde an die grandiose Einspielung mit Karajan und den Bläsern der Berliner Philharmoniker. Für Heiterkeit sorgte danach die Ankündigung des "Türkischen Marsches" durch einen Orchestermusiker. Diesen letzten Satz aus Mozarts A-Dur-Klaviersonate, KV 331, soll der Komponist auf dem Rücken liegend gespielt haben können. In der gehörten Adaption spielten die Klarinetten die Melodie.
Mit dem "Ägyptischen Marsch" von Johann Strauß hielt das Martialische seinen Einzug. Die von den Ausführenden offerierte Leichtigkeit und der Schwung des Walzerkönigs blieben dabei trotz sauberer Darstellung in allen Registern etwas auf der Strecke.
Tschaikowskys Zar Alexander III. gewidmetes Krönungsopus mit schrillen Einwürfen der Flöten bezeichnete ein damaliger amerikanischer Kritiker als reine Effekthascherei, machte an diesem Nachmittag aber gehörig Eindruck. Ob die Kutsche mit den Noten des "Huldigungsmarsches" von Wagner angesichts der Schwere des Stücks unterwegs stecken geblieben war, oder, wie Rüdiger Deutsch es der geneigten Zuhörerschaft kundtat, die Musiker von Wagner eine SMS mit der Mitteilung "Der Einsatz von zu viel Holzbläsern wäre meinem Werk abträglich" erhielten, ließ sich am Faschingssonntag nicht klären. So schickten die Musiker das Publikum mit einem engagierten Vortrag von Gustav Holsts Marsch aus seiner ersten Suite in die Pause. Als kein Krach erwies sich dann der "Einzug der Gladiatoren" von Julius Fucik, erfreuten geschmeidige Saxophonklänge in Carl Teikes "Alte Kameraden" die Anhänger gepflegter Blasmusik. Diese delektierten sich an den Klängen von John Philip Sousa (schön geblasene Flötensoli!), Sparke und John Williams. Bevor die Zuhörer im heftig erbetenen Zugabenblock noch mit Glenn Millers "St. Louis Blues March" und dem "Radetzkymarsch" belohnt wurden, hatten Dirigent Jörg Seggelke und seine Instrumentalisten bei den Tönen von Henry Fillmore fünf Posaunisten gefeatured und damit die insgesamt gute technische Umsetzung eines vielseitigen Repertoires unter Beweis gestellt.
20.02.2012 | Mittelbayerische Zeitung