Die Bläserphilharmonie wird gefeiert
Das Regensburger Ensemble auf atemberaubend hohem Niveau - daran hatte auch der britische Startrompeter James Fountain Spaß.
REGENSBURG (Andreas Meixner, MZ). Derzeit läuft es richtig gut für die Bläserphilharmonie Regensburg. Seit 2013 ist sie bei Wettbewerben stets ganz vorne mit dabei, für den Deutschen Orchesterwettbewerb hat sie sich im November mit dem zweiten Platz beim bayerischen Kräftemessen in München qualifiziert. Und das zu Recht. Wer am Sonntag das Faschingskonzert des Laienorchesters im Velodrom besuchte, erlebte ein atemberaubend hohes Gesamtniveau, das den Grat zur Professionalität ganz schmal werden ließ.
Fernab der üblichen Blasmusik-Klischees
Oft waren es nur Nuancen in der Intonation, kleine Tempi-Schwankungen oder minimale Ungenauigkeiten, die den Status verrieten. Angesichts von über 60 Holz- und Blechbläsern nebst Schlagwerk, die einmal in der Woche proben, völlig vernachlässigbar – zumal die Gesamtperformance und die musikalische Aufbereitung des anspruchsvollen Programms unter der Leitung von Jörg Seggelke weit weg von allen üblichen Klischees der Blasmusik rangierten.
Unter dem Titel „Great Britain“ gab es Musik aus England zu hören, als Appetizer vorne weg „The Earl of Oxford’s March“ von William Byrd. Schon da zeigte sich die Kunst des großen Klangapparates, sehr fein und zurückhaltend musizieren zu können. Von Gustav Holst erklang neben dem „Jupiter“ aus „Die Planeten“ dann ein Klassiker der symphonischen Blasmusik, die dreiteilige Suite Nr. 1 in Es-Dur. Spätestens hier waren die Grenzen dessen, was man unter Laienmusik verstehen mag, gesprengt. Virtuos ging es durch alle Register, effektvoll wechselten sich Holz und Blech in der Stimmführung ab oder garnierten das Thema mit halsbrecherischen Zierrat.
Solist mit Spaß am Miteinander
Das galt genauso für die komplexen Werke „Aotearora“ und „Navigation Inn“ aus der Feder von Philip Sparke (Jahrgang 1951), die mit teils fiesen Synkopen die ganze Aufmerksamkeit der Spieler forderten. Aber dem nicht genug: Mit James Fountain, dem neuen jungen Solotrompeter des Royal Philharmonic Orchestra London, begeisterte ein Gastsolist allerersten Ranges das Publikum mit Kenny Bakers „Virtuositiy“ für Trompete und dem Werk „Zelda“ für Solo-Kornett und Blasorchester von Percy Code (1888-1953). Lässiger, virtuoser und souveräner kann man die Trompete kaum spielen.
Nichts an dem jungen Engländer ließ Anstrengung erkennen, eher hatte er einfach Spaß an dem Konzert mit der Bläserphilharmonie. Und die wiederum hatte viel Freude an ihm. Nachdem das offizielle Programm mit „Lord Tullamore“ von Carl Wittrock (Jahrgang 1966) beendet war, ließen sich der Solist und das Orchester unter dem tobenden Applaus der begeisterten Konzertbesucher nicht lange bitten und spielten mit dem James-Bomd-Song „Live And Let Die“ und „Innuendo“ zwei englische Pop-Klassiker als Zugabe. Ein tolles und beeindruckendes Konzert mit Langzeitwirkung!
08.02.2016 | Mittelbayerische Zeitung