"Wundervogel" vertont
Märchenkonzert präsentierte die Preisträger-Werke aus einem Wettbewerb der Schönwerth-Gesellschaft.
REGENSBURG. Randolf Jaschek. Zweihundert Jahre ist er letztes Jahr geworden: Franz Xaver von Schönwerth, Oberpfälzer Sprach- und Volkskundler. Rechtzeitig zum Jubiläumsjahr gelang ein spektakulärer Fund: 500 Märchen aus der Sammeltätigkeit Schönwerths entdeckte man im Nachlass beim Historischen Verein für Oberpfalz und Regensburg, 136 davon hatte Erika Eichenseer in einem opulenten Hausbuch im Dr. Peter Morsbach Verlag herausgebracht.
Eine dieser Geschichten, „Der Wundervogel und die beiden Bettelknaben“, war Grundlage eines Internationalen Kompositionswettbewerbs, den auf Anregung von Dr. Adolf Eichenseer die Franz Xaver von Schönwerth-Gesellschaft und der Nordbayerische Musikbund ausgeschrieben hatte. 16 Komponisten reichten ihre Ergebnisse ein, gesetzt für symphonisches Blasorchester. Vier Werke fand die Jury preiswürdig, sie wurden von der Bläserphilharmonie Regensburg unter der Leitung von Jörg Seggelke im Antoniushaus uraufgeführt.
Zur Einstimmung erzählte Erika Eichenseer auf mitreißende Weise die Geschichte vom Wundervogel, der goldene Eier legt, aber nicht für jeden, und vom Glück der beiden Bettelknaben, die unangestrengt zu Reichtum und Macht gelangen. Wie grundverschieden man einen solchen Text in Musik umsetzen kann, zeigten die vier Preisträger mit ihren Beiträgen.
Den zweiten Preis – ein erster wurde nicht vergeben – erhielt Mathias Wehr für „Infinity“, ein Stück, musikalisch aus einem Guss, organisch im Aufbau, stringent, ohne sich in oberflächlicher Detailarbeit zu verlieren. Den dritten Preis erhielt Manfred Sternberger für seinen „Wundervogel“, der die Geschichte detaillierter nachzeichnet, dabei bei aller thematischen Arbeit die große musikalische Linie vernachlässigt. Noch stärker am fortschreitenden Text orientiert sich Karl-Heinz Bell, der die Geschichte rezitieren lässt und sie Satz für Satz musikalisch kommentiert: Sonderpreis für die beste Umsetzung des Märchentextes. Den Sonderpreis für eine besonders förderungswürdige Komposition erhielt Guido Rennert, der ein ideenreiches, dicht verarbeitetes, schwergewichtiges und schwermütiges Werk geschrieben hatte.
Die Bläserphilharmonie Regensburg zeigte sich der Aufgabe, viele neue Werke in kurzer Zeit einzustudieren, gut gewachsen, auch wenn das Rahmenprogramm mit Highlights aus dem Repertoire reibungsloser rüberkam. Rüdiger Deutsch gab geistreich den Conferencier, Bundesdirigent Ernst Österreicher führte wortreich in den Wettbewerb ein. Das Schlusswort richtete der Präsident der Schönwerth-Gesellschaft, Dr. Wolfgang Kunert, an ein Publikum, das auch aktiv werden konnte: per Abstimmung in der Pause, als die Jury-Entscheidung noch nicht bekannt war, durfte es einen Publikumspreis vergeben. Auch dieser Preis ging an Mathias Wehr.